Freitag, 4. März 2011

Myanmar oder Burma oder Birma oder fahren Sie gerne Bus??

Da Thailand dann doch schon relativ weit in seiner Entwicklung ist dachten wir uns, dass eine Zeitreise ca. 50 Jahre zurück doch garnicht so schlecht wäre. Und da Myanmar direkt an Thailand angrenzt isses doch nen Versuch wert ;-) (für Kauz-Mama: Myanmar ist der "neue" Name der durch die Militärregierung festgesetzt wurde um die alte Kolonialzeit der Engländer hinter sich zu lassen. Da viele Länder jedoch nichts von dieser Regierung halten, verwenden diese weiterhin den alten Namen Burma oder Birma. Die neue Hauptstadt ist seit 2005 Naypyidaw ca. 300km nördlich der alten Hauptstadt Rangun).

Zu Myanmar gibt es außerdem noch zu sagen, dass es sich um ein Land mit Militärdiktatur handelt, welches zahlreiche Sanktionen von westlichen Staaten hinnehmen muss, aufgrund der ausgeübten Politik der Regierung. Ein Beispiel ist der Bau der neuen Hauptstadt, zu der wir weiter unten mehr schreiben. Aufgrund der Regierung wird teilweise auch dazu aufgerufen, das Land auch als Tourist zu boykottieren und demnach nicht zu bereisen. Dass wir uns dennoch für eine Reise nach Burma entschieden haben, liegt daran, dass wir glauben, dass die Bevölkerung mehr von unserem Besuch profitiert als die Regierung. Wenn man in privat geführten Hotels oder Gästehäusern übernachtet und mit dem Bus (=private Unternehmen) anstelle der Bahn (=Staatseigentum) fährt und unter Fluggesellschaften die staatliche Airline auslässt, gehen etwa 80-90% des im Land gelassenen Geldes an die Bevölkerung. Einzig Steuern und Eintrittsgelder für Sehenswürdigkeiten gehen dann an die Regierung. Zudem ist es unseres Erachtens wertvoll für die Bevölkerung aus erster Hand zu erfahren, dass es außerhalb ihres Landes auch anders geht, dass es verantwortungsvollere Regierungen und vor allem Demokratie gibt und dass die Lebensbedingungen woanders deutlich besser sind. Zwar bekommt man in Burma trotz staatlichem Verbot Satellitenfernsehen und einige Internetcafés schaffen es auch, die Zensierung politischer und allgemein vieler westlicher Seiten zumindest teilweise zu umgehen, aber inwieweit diese Medien den normalen, einfachen Menschen in Burma zugänglich sind, ist fraglich. Zumal die Burmesen zwar wenn überhaupt (besser als wir gedacht hätten) ein wenig Englisch sprechen, aber i.d.R. nicht genug, um englisches TV oder Internet zu verstehen. Desweiteren macht der Tourismus nicht mal 1% der Einnahmen der Regierung aus und all dies betrachtend finden wir unsere Reise nach Burma mehr als sinnvoll ;-)

Angekommen in Rangun wollen wir erstmal einige der mitgebrachten Dollars in die Landeswährung Kyat umtauschen. Geldautomaten hat dieses Land nicht und auch Travellercheques werden nicht gewechselt. Man braucht also Bargeld, am besten Dollarnoten. Genauer: Neue, nicht geknickte Dollarnoten, mit bestimmten Sereinnummern, die frei von Stempeln und sonstigen Malereien sind, ansonsten werden auch diese nicht angenommen. Hat man die richtigen Dollarnoten, könnte man eigentlich alles mit ihnen bezahlen, aber es ist trotzdem nützlich auch Kyats mit sich zu führen und kleinere Angelegenheiten mit diesen zu begleichen, da einem sonst ständig ein schlechter Umtauschkurs zum Verhängnis wird. Den besten Umtauschkurs gibts in Rangun, und dort laut unserem Taxifahrer genau hier^^:

In einer Gasse irgendwo in Rangun wird Geld getauscht

Anm. Silvana: Da war ich schon froh als Frank nach 5 Min. heil und nicht ausgeraubt widerkam ;-)
Danach ging es ins Hotel, denn am nächsten Morgen wollten wir mit dem Flieger weiter nach Bagan. Trotz der Tatsache, dass Fliegen hier unverhältnismäßig teuer ist (zum Vergleich: Für den Flug mit AirAsia von Bangkok nach Rangun und zurück bezahlten wir beide zusammen ca. 60€, ein One-Way Ticket von Rangun nach Bagan hat uns pro Person ca. $100 gekostet. Auch früher Buchen hätte hier nicht geholfen. Noch so ein Bock der Regierung...) haben wir uns zumindest für einen Weg dafür entschieden, da eine Busfahrt mindestens 16 Std dauert. Bei 14 Tagen Burma muss man sehen wo man etwas Zeit sparen kann ;). Entgegen aller Bedenken verlief der Flug mit AirBagan sehr gut. Wir bekamen sogar ein Flugzeug mit richtigen Turbinen (^^) und bei einer Stunde Flug gabs sogar noch Frühstück.

Angekommen in Bagan suchten wir uns mit Hilfe eines Taxifahrers ein Hotel. Da Bagan aufgrund seiner tausenden von Pagoden ein beliebtes Touristenziel ist, gibt es dahingehend auch genug Auswahl. Nachdem unsere eigentliche Wahl nicht unseren Sauberkeitsansprüchen genügte, mussten wir uns ein anderes Hotel raussuchen. Auf die Frage, ob wir für ein par Dollar mehr in ein schickes Neubauhotel möchten, antworteten wir spontan ja. Doch was wir dort vorfanden konnten wir trotz Neubau nicht ganz glauben.

Frühstück...

...und Wirlpool (in unserem Zimmer!) im Bagan Princess

Natürlich nicht ganz stilecht Burma-Like. Aber warum sollten wir zwischen Kakerlaken schlafen, wenns für ein par Dollar mehr auch so geht? Wie es im Land sonst so zu geht bekommt man auch so schon genug mit. Beispielsweise gab es direkt hinter unserem Hotel...

...ein Dorf mit vielen netten Leuten

...die in einfachsten Hütten...

...wie anderswo vor vielen Jahrzehnten leben.


Da Silvana die vergammelte Wurst aus der Frühstücksbox aus dem Hotel in Rangun unbedingt probieren musste (^^) hingen wir mit dem Zeitplan prompt ein bischen hinterher. Denn mit Fieber lässt es sich nicht so gut Reisen ;-D. Um es erstmal langsam angehen zu lassen, haben wir uns dazu entschlossen, die umliegenden Tempelanlagen...

...per Kutsche zu erkunden!
So sehen die Straßen aus (bis auf die Hauptstraße)

So die Tempel
So von innen ;-D

Tempel so weit das Auge reicht

Und verkauft wird überall, wirklich überall (man stehe mitten in der Wüste, warte 5min, und plötzlich taucht ein Kind neben einem auf und klappt "selbst gemalte" Bilder auf)


Rauf zum Sonnenuntergang (und Jay: ich habe genau 2 Hosen dabei. Sind hier ja nicht auf einer Modenschau^^)

Leider lauerten Wolken am Horizont
Ganz beliebt in Burma...selbstgebastelten Bambus-Ball hochhalten

Neben Bagan war unser zweites Hauptziel der Burma-Durchreise der Inle-See, welcher sich ca. 300km östlich befindet. Fest entschlossen die restlichen Strecken per Bus zu fahren, machten wir uns auf den Weg. Für den Abschnitt zum Inle-See blieb uns ohnehin keine Wahl, ohne Flugverbindung oder normalen Reisebus bleibt sämtlichen Touris für diese Strecke ebenso wie den Einheimischen nur der Local-Bus. Warum dieser einen um 3 Uhr morgens am Hotel abholt wird schnell klar, denn er braucht für die 300km ca. 14 Std. Richtig gelesen, mit durchschnittlich 20 km/h fährt dieser Bus zunächst durch die eiskalte Nacht (da alles undicht ist zieht es in dem Bus wie sau) und später durch wüstenähnliche 35°C. Nein der Bus hat nicht zu wenig PS. Er ist zwar Ur-ur-ur-alt und klappert überall, aber Schuld ist in erste Linie die Straße. Den kompletten Weg über ist diese gerade einmal breit genug für ein Auto, zumindest der halbwegs geteerte Teil. Trotzdem kommen einem zu jeder Zeit Autos und Busse entgegen. So wird nicht nur bei den Milliarden Schlaglöchern, sondern auch bei jedem Auto angehalten und gehupt. Zusammen mit einer 20cm tiefen Sitzfläche auf der einem schon nach 10 Min der Hintern weh tut, Doppelsitzen die gerade einmal breit genug sind für eine Person, null (und ich meine absolut NULL) Bein- oder Fußfreiheit, 50 Leuten im (und 20 Leuten auf) dem Bus welcher eigentlich für 25 Personen ausgelegt ist, einer Kranken alten Frau die auf einem Plastikhocker im Mittelgang neben einem sitzt und sich erschöpft um alle Sitzlehnen schmeisst und alle par Sekunden in einen überfüllten Spuckbeutel abhustet und der Tatsache, dass Pausen spontan und auch mal 4-5 Std lang NICHT gemacht werden, verwandelte sich dieser Trip so langsam zur schlimmsten Busfahrt unserer Lebens.
Man kann sich nun sagen "Hey, muss man mitgemacht haben", "Man muss in so einem Land Reisen wie es die Durchschnittsbevölkerung auch tut". Fest steht für uns: War ne Erfahrung, aber nö, muss man wirklich nicht nochmal haben sowas ;-D.

Früh gings los, hier waren wir schon 3 Std unterwegs

Eine der Pinkelpausen. Die Bevölkerung auf dem Dach des Busses hat sich zu diesem Zeitpunkt übrigens schon halbiert :-D

Am Inle-See schließlich angekommen haben wir an diesem Tag eigentlich nicht mehr viel gemacht. Aber aufgefallen ist uns zu diesem Zeitpunkt schon eins. Auf diesen üblichen Routen, wegen den kleinen Städten und aufgrund der verhätlnismäßig wenigen Touristen in diesem Land trifft man ständig Leute wieder die man schon kennengelernt hat. Oft sehr lustig und zudem nützlich, da man so gut Infos untereinander austauschen kann.Nach der beschriebenen Busfahrt war dabei der beliebteste Gesprächseinstieg "Na, wieder einigermaßen regeneriert?" ;-)

Am nächsten Tag erkundigten wir dann den Inle-See mit einem gemieteten Boot. Gar nicht mal so teuer (12-15 USD für das ganze Boot pro Tag) kommt man so sehr gut rum. Hier unsere Eindrücke vom See in Bildern:

Am Inle-See

Modernster Brückenbau

Und Häuserbau

Hier wird gewebt. Dieses Familienunternehmen hier webt wirklich noch ^^ (und nicht nur zur Schau wenn Touristen kommen um dann Industriemassenware zu verkaufen)

Ein Fischerdorf



Niedliche Katzen in einem Kloster, die von Mönchen dressiert werden...

...können springen, hatten aber nicht wirklich alle Bock drauf

Kann Silvana auch :-)

Lonesome Fisherman
(Einbein-Ruderer, die um zum Fischen beide Hände frei zu haben, diese interessante Technik erfunden haben)


Nächser Stop war Kalaw in den Bergen, ca. 1200m über Meereshöhe. Beliebt zum Trekken, dachten wir könnten wir direkt auch was für die Fitness tun :-P. Dort angekommen bemühten wir uns also direkt um einen Trekking-Guide und machten Route + Preis aus. Da in Asien aber nichts nach Plan verläuft, fing der nächste Tag dann mit dem Satz des Guides an "We have a little price problem" ^^. So etwas macht dann direkt gute Laune. Eigentlich war er sonst aber ganz nett und nachdem er verstanden hat, dass es kein Preisproblem gibt, alles bereits gestern festgemacht wurde und er evtl. ein Trinkgeld bekommt wenns gut war, konnte es dann auch losgehen. Aber versuchen kann mans ja mal mit den blöden Touris... Bei der ersten Weggabelung kam dann der nächste Klops - er sagte plötzlich, dass er den geplanten Weg eigentlich noch nie gelaufen ist (wir wollten eine eher ungewöhnliche Route nehmen, abseits von vielen Touristen, die uns zuvor von anderen Reisenden empfohlen wurde). Zudem glaubt er, die eine Verbindungsstrecke sei gesperrt und daher würde er jetzt ne andere Route vorschlagen^^. Wir wollten das aber erstmal nicht so hinnehmen und ersteinmal wie geplant weiterlaufen und ein Mönch im Kloster auf halbem Wege hat uns dahingehend dann auch weitergeholfen und am Ende wurde wieder alles gut - die Strecke konnte problemlos gelaufen werden ;-D.

Auf dem Weg nach Kalaw, der ganz normale Wahnsinn

Mit den Dingern fahren sie alle rum hier

Noch ein Kind, diesmal mit typischer burmesicher Pampe (Tanaka-Paste zum Sonnenschutz) im Gesicht

Blick auf Kalaw, den Weg rechts am Hang sind wir entlanggelaufen

Frank mit dem indischem "We have a little price problem" Trekking-Guide :-D

Mittagspause im ersten Dorf bei einer netten Familie, deren Haus wir nicht nur zum Essen benutzen, sondern auch anschließend ansehen durften
Hier wird gekocht...

...und hier geschlafen. Insgesamt zwar alles sehr einfach, aber dennoch aufgeräumter als es hier auf dem Bild aussieht und sehr sauber.

Die Kinder dort im Hintergrund haben uns gesehen...

...und sicht nicht bewegt (wir haben die wirklich nicht extra so hingestellt :-)

Kinder trifft man in Burma öfters ^^ - Die hier haben sich total gefreut, ihre Gesichter auf dem Kameradisplay wiederzuerkennen ;-)     

Von Kalaw gings mit dem Nachtbus zurück nach Rangun. Entgegen der ersten Busfahrt war diese wirklich Luxus. Auf dieser Strecke, die mindestens doppelt so lang ist aber die gleiche Zeit in Anspruch nimmt, gibt es nämlich eine vernünftige Straße (die Strecke Mandalay - Rangun) und es fahren auch große Busse. Ein Highlight für mich (Silvana hatte geschlafen) war die nächtliche Fahrt an der neuen Hauptstadt vorbei. Das ganze Land ist arm, die Strecke Bagan - Inle-See, welche zwei der Haupttouristenziele Burmas miteinander verbindet, spricht schon für sich. Jedoch hält es die Regierung für notwendig, eine neue Hauptstadt ohne internationalen Flughafen oder Botschaften für eine Unmenge an Geld zu bauen. Mitten im Nichts erscheint also plötzlich dieses Lichtermeer, breite neue Straßen, riesige neue Häuser, Villen, Einkaufszentren und einer Autobahn mit jeweils 4-5 Spuren in BEIDE Richtungen. Das Makabere dabei ist, dass auf dieser kein Mensch fährt.

In Rangun stand vor unsrem Abflug Richtung Vietnam nur noch die berühmte Shwedagon-Pagode auf dem Programm:

Bei Nacht aus unserem Hotelzimmer heraus...

...und bei Tag...

...und dann direkt davor von Nahem

Die Geldmacherei Tourismus zeigt sich bei dieser Pagode ganz deutlich. Um die Pagode herum kann man laufen (letztes Foto), wirklich nahe dran darf man als Ausländer aber nicht. Der Security-Beamte sagt einem "No foreigners". Dabei sind genau wir foreigners jene, die $5 pro Person zahlen können, um dann weniger zu dürfen als die Einheimischen. Ohne einen wirklichen Grund nennen zu können, warum Ausländer (auch wir könnten Buddhisten sein?) nicht herein dürften, wurden wir einfach abgewunken. Fanden wir weniger schön, aber machen kann man da leider nix.

Alles in allem muss man aber sagen, dass die Leute in diesem Land im Vergleich zu den touristisch bereits sehr fortgeschrittenen Ländern (besonders Vietnam, wo wir uns gerade seit ein paar Tagen aufhalten) sehr sehr ehrlich und nett sind. Bleibt nur zu hoffen, dass das auch so bleibt, wenn der Tourismus auch hier irgendwann mehr wird.

4 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Hey ihr zwei, danke fürs fleißige Reporting!

Gut macht ihr das.

Kauz, ALLES GUTE!!!

Viel Spaß noch und macht viele Bilder
Phil

jay hat gesagt…

geiler sacred böss!

Unknown hat gesagt…

Hallo Ihr beide,

toller Bericht! Ich habe zwei Fragen zu Mynamar.

i) Wie kommt es, dass der Flug Bangkok/Rangon nur 60€ gekostet hat? Zum Vgl., ich bin kurz davor die gleiche Strecke, sechs Monate im Voraus, bei Airasia zu buchen - dann kostet es allerdings 215 Euro. Habt Ihr Vorort gebucht?

ii) Wo habt Ihr die Dollar-Noten bekommen? Konntet Ihr in Thailand tauschen?

Besten Dank und alles, alles Gute für die weitere Reise.
Gruß,
Huettental

Frank und Silvana hat gesagt…

Hey,

ganz zufällig lese ich (Frank) gerade deinen Kommentar. Ich habe diese leider nicht verfolgt hoffe aber evtl. doch noch rechtzeitig zu antworten? Ich denke ja.

i) Wir haben normal online gebucht, ca. 1-2 Monat(e) im Voraus (demnach noch genug Zeit für dich) auf airasia.com. Geachtet haben wir auf Aktionen (teilweise unterscheiden sich die Preise am gleichen Tag allein durch die Flugzeit - bei Aktionspreisen ist der Originalflug dann durchgestrichen). Vlt. wurden die Flüge billiger, da längst nicht alle Plätze belegt waren? Dies waren auch unsere billigsten Flüge überhaupt.

ii) Ja wir konnten in Thailand tauschen. In Bangkok und Pattaya haben wir jeweils Thai-Baht und Euro umgetauscht. Man muss aber etwas genauer nach seriösen Wechselstuben Ausschau halten und selbst da genau mitrechnen und penetrant nachfragen (am besten solche mit eigener "Halle" und nicht Schaltern zur Straße hin). Aber wir hatten keinerlei Probleme Scheine zu bekommen bzw. sie in Burma auszugeben.

Kleiner Tipp: Wir haben in Burma beim Wechseln einige Nagelneue 5000 Kyat-Scheine bekommen. Beim Ausgeben zwar keine Probleme gehabt aber gehört, dass diese Scheine wohl gerne gefälscht werden (in Bagan und Inle egal, aber wird in Rangun wohl eher erkannt)

viele Grüße

Translation

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